Praktisch oder gefährlich?
Überall –
an der Kasse, beim Online-Bezahlen oder in der Werbung wird man auf Finanzierungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht; sei es für den neuen Fernseher, die neue Jacke oder das neue Sofa. Online-Bezahldienste wie Klarna sowie die Einzelhändler überbieten sich mit denkbar einfachen Möglichkeiten, den Kaufpreis über längere Zeit abzustottern, statt direkt zu zahlen. Die Versuchung ist groß, besonders da monatliche Raten oft winzig klein wirken.
Was soll schon Schlimmes dabei sein, etwas nicht sofort vollständig zu bezahlen?
Im Einzelfall oder als Ausnahme, wenn man aus einem bestimmten Grund etwas dringend braucht und zum Beispiel erst in 2 Wochen Gehalt bekommt, mag dies auch gerechtfertigt sein. Das Problem ist, dass bei vielen Menschen mit der ersten Finanzierung eine Schwelle überschritten ist. Die Bereitschaft, dies wieder und gegebenenfalls öfter zu tun, ist damit gewachsen. Für viele Menschen ist dies aber leider der Eintritt in die Schuldenfalle. Auf einmal summieren sich einzelne „kleine“ Ratenzahlungen zu einer erheblichen monatlichen Belastung. Im schlimmsten Fall kann dies zur Überschuldung und Privatinsolvenz führen. Denn: 0-%-Finanzierung ist nur halb richtig.
Meist trifft dies nur zu, wenn die vereinbarten Ratenzahlungen eingehalten werden. Sollte eine verpasst werden und sollte man in Rückstand geraten, drohen auf einmal sehr hohe Zinsen.
Aus diesem Grund sollte gelten: Konsum n i c h t mit Krediten finanzieren. Zu diesem Thema gibt es im Übrigen eine Unmenge an guten Studien und Literatur. So verlockend es auch sein mag, man sollte sich niemals verschulden, um etwas zu kaufen; nicht für die Jeans, nicht für ein Sofa und im Grunde auch nicht für ein neues Auto. Wenn man das nötige Geld zum Kauf nicht parat hat, muss man halt weiter sparen, bis man es sich leisten kann. Diese eine goldene Regel kann verhindern, dass man über seine Verhältnisse lebt oder im schlimmsten Fall im Abwärtsspirale in immer höhere Zahlungsverpflichtungen gerät und so ein Leben in finanzieller Knechtschaft führen muss.
Die eine Ausnahme, bei der Kreditfinanzierung notwendig und gar sinnvoll ist, ist der Immobilienkauf.
Zum einen ist es für 99 % der Menschen einfach nicht möglich, eine Immobilie in Deutschland vollständig aus vorhandenem Geld zu bezahlen. Zum anderen ist der Immobilienkauf auch ein anderer Sachverhalt als die Verschuldung für den Konsum. Wenn man ein neues Sofa oder eine neue Jeans kauft, fällt deren Wert sofort in erheblichem Maße. Es gibt zwar vielleicht einen Zweitmarkt, auf dem man die Jeans wieder verkaufen kann, aber dieser ist nicht groß. Immobilien hingegen halten idealerweise ihren Wert bzw. werden mit der Zeit häufig noch wertvoller (vorausgesetzt, Lage und Zustand der Immobilie sind ausreichend gut). Somit verschuldet man sich nicht, um etwas zu kaufen, was garantiert im Wert fallen wird, sondern hat seinem Kredit etwas Werthaltiges gegenüber gestellt.
Immobilien sollten daher idealerweise der einzige Grund sein, für den wir uns verschulden. Fremdfinanzierter Konsum ist das Risiko nicht wert, das er birgt.
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